Am Anfang eines Bildes
steht die unbestimmte Sehnsucht, neues Land zu betreten, Spuren zu ziehen, zu verwischen, zu spielen, zu experimentieren – mit allen Sinnen.
Welche Farbe, welches Material zieht mich gerade an, was weckt meine Lust? Meine Lust, tätig zu werden, zu spielen? Wo finde – oder lege – ich eine Spur und welche verfolge ich?
Der Beginn eines Bildes geht über den Akt der Zerstörung einer reinen weissen Fläche. Eine Herausforderung, eine Aufforderung, so aus dem Nichts heraus zu beginnen. Alles ist möglich und offen und frei. Unentschieden. Dann legt sich Schicht über Schicht. Strukturen bilden sich, bedingt durch die Beschaffenheit der verwendeten Materialien. Sie begegnen sich durch die Bewegung des Tuns. Manchmal ist es ein Sich- Verlieren im Detail. Das fällt dann heraus aus dem Zusammenhang, muss integriert oder wieder aufgegeben werden – oder die Umgebung, die unberührt blieb. Übermalen, wegkratzen, auswaschen… Auch innerhalb des Bildes muss es immer wieder den Neubeginn geben. Ein Umkreisen eines noch unbestimmten Themas. Bis es beginnt, sich „herauszuschälen“. Wie eine Melodie. Klänge und „Klangräume“ entstehen, Flächen spannen sich und werden zu Rhythmen.
Welche Farben klingen zusammen? Welche Rhythmen? Was tritt in den hinteren Raum des Bildes, was kommt oder drängt nach vorne? Wo braucht es welche Form und wo muss diese wieder aufgelöst werden?
Zwischenräume, zwischen Räumen und zwischenräumen.
Irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem das, was ist, ausfliesst, die Bewegung ausschwingt, die Melodie verklingt. Etwas, das geworden ist und dennoch nicht „fertig“, vollkommen. Es lebt vielmehr von einer gewissen Unvollkommenheit – welche die Aufforderung – und der Anlass – zu einem nächsten Bild, einer nächsten Bewegung, ist.