Matthias Aeberli
68220 Hégenheim
Présentation
Wer schaut zu? und was?
Isabel Zürcher
Ausschnitt
…..Seit wann sind sich Spielzeug- und Kleintierhandlung so verwandt? «Nicht das Grösste, Schwerste, Brutalste stellt sich als wichtig heraus. Alles kann sich gegenseitig stützen.» Abgrund und Witz, Galgen und Lampenschirm, Tierliebe und Futterneid liegen jedenfalls ganz nahe beieinander.
Matthias Aeberli fand Bilder vor der Renaissance weit spannender als die Tradition der Malerei, die sich der Zentralperspektive fügte.[1] Die revolutionäre Entdeckung jenes Punkts in unendlicher Ferne hat jeden Raum demselben Mass unterworfen und jeden darin befindlichen Gegenstand demselben Tiefensog ausgesetzt. Näher als diese beherrschende Optik ist dem Künstler jene Bildkunst, die sich unvermittelt und einfallsreich über Proportionen hinwegsetzen, die zitieren und kombinieren darf. So geben scheinbar verlorene Zusammenhänge einen manchmal dramatischen, manchmal zärtlichen Eigensinn preis.
Dass der Ausnahmezustand unseres denkwürdigen Jahres 2020 auch die Kunst berühren würde, war absehbar. Manchen habe die unfreiwillige Isolation Zeit geschenkt und eine Rückbesinnung auf eigene Vorhaben. Matthias Aeberli – das sagt er mir am Telefon diesen Frühsommer – haben die Fragen, die schon lang, wenn nicht schon immer Triebfeder seines Schaffens gewesen sind, noch intensiver herausgefordert. «Der Prozess an Bildfindungen hat sich sehr verändert. Von einem fortlaufenden Fluss zu heute eher zögerlich entstehenden, von Pausen unterbrochenen Ergebnissen.» Das Zögern, das Warten, der Zweifel: Sie wollen ausgehalten werden und drängen im spärlicheren Auftauchen visuellen Gedankenguts nach einer noch strengeren Selektion. «Es ist vielleicht Einsicht», meint er in dieser aussergewöhnlichen Saison, und: «vielleicht ist einfach kein Bedarf.» Nachdenklich und skeptischer noch als sonst testet Matthias Aeberli ein Vokabular an Sichtbarkeiten, das ihm ein instabiles Zeitgefühl nahelegt. Und nimmt sich auch seinen Storybooks an. Schon seit Jahren füllen sich unlinierte Hefte: mit Linien, Silhouetten, Bewegungen und Konstruktionen. Dabei bleiben die Storybooks von sich aus äusserst ungeeignet für ein grösseres Publikum. Intim ist ihr Format, das Blättern am Tisch schafft einen Ort der Vereinzelung. So bleibt er bei sich, wenn er jedes Heft unters Auge der Kamera schiebt, Seite um Seite umlegt, innehält, bevor er sich für die nächste Ansicht entscheidet. Da wird erlebbar, wie einer gemächlich seine eigene Zeit revuepassieren lässt.
«Zeichnen kann etwas sein, was hilft, Sachen auszuprobieren – wie in Sprache.» Sprache selbst will geprüft und nachvollzogen sein. «der Abzweig» etwa heisst es auf einem einzelnen Blatt von 2019, und wenn Titel dessen Titel ist, bekommen das Wort und mit ihm das Gerüst von Hilfslinien, der Abstand zwischen Kapital- und Kleinbuchstaben, die dosierte Farbigkeit ein anderes, unausweichliches Gewicht: der Abzweig ist nicht das Werk, sondern sein Inhalt, und dieser stellt uns ebenso wie «HERZRAUM» und wie «die Überholspur» eine Frage. Langsam entstanden – so sieht es aus – hinterlässt die Serie Titel ihren Widerhall. Still und aufsässig, isoliert aus dem Fortgang von Aeberlis beständiger Introspektion.
Die schwarze Linie steht immer wieder im Zweifel von tip-ex-Spuren, virtuose Bewegung wird von tastendem Suchen ins Stocken gebracht. Mancher Streifzug durch ein Stücklein Tiefe bleibt unschlüssig, manchmal aber findet eine Linie traumwandlerisch zu ihrem Anfang zurück. ….
 
Parcours
Bernerring 79 Rue de Bâle 60 Via Tevere 13 077 407 91 77
CH- 4054 Basel F-68220 Hégenheim I-06084 Bettona matthias.aeberli@netsurfer.ch/matthiasaeberli.ch
1952 geboren in Basel
1972 Maturität am Realgymnasium Basel
1972- 75 Schule für Gestaltung Basel: Vorkurs A, Malfachklasse bei Franz Fédier, Bildhauerklasse bei Johannes Burla
1976 Cooper Union School of Arts, New York, bei Hans Haacke
Längerer Auslandsaufenthalt von 1992- 1999 in Italien.
Von 1996- 1999 parallel zur Kunst Entwicklung einer Designkeramiklinie unter dem Label Standbein Inc., (zusammen mit Rahel Knöll)
Ausstellungen und Stipendien
2023 Life during Wartime, Spot, Basel
holy animals/new saints, REDAKTION, Stephan Wittmer, Luzern Edition
2022 der verunklärte Bildraum, Galerie/Edition Z, Chur Edition
Dogs in the Hooda, Salon Mondial, Basel
Wild at Art, Wildt’sches Haus, Basel
2021 reset, Projektraum M54, Basel
K_rien/rein_S, Galerie Kriens, Luzern Edition
2020 if paintings were live pets…, DAS ESSZIMMER, Bonn Edition
2019 gimme shelter, Projektraum M54, Basel
2018 grenzenlos, Kulturort Weiertal Katalog
play.song.lines., Projektraum M54, Basel
2017 Summe, videocity, screening entrance Plaza Hotel, Basel
Kasko, to browse the storybook, BaselEdition
Regionale18, Kunsthalle Palazzo Liestal
2016 Kurator ouvert et solidaire, 150 Jahre Jubiläum visarte, M54 Basel
2015 mit dem Bild reden, zusammen mit Chris Regn, Kasko Basel
die Welt retten/ Arche, Kunsthalle Palazzo, LiestalKatalog
die Welt retten/ ex voto today, Projektraum M54, BaselDVD
2014 Nachtflimmern, Projektraum M54, Basel
Trojakomplex, mitart gallery, Basel Edition
Dock, Basel, Artist’s WindowEdition
2013 die Arche bauen, diverse punktuelle Interventionen in Basel, Zürich, Rom
might be love, mitart gallery, Basel
2012 dastierundwir, M54, Basel Edition
think tank tonky, mitart gallery, BaselKatalog
2011 Kurator entrée+salon, M54 Basel
Kurator if six was nine, Regionale12,
Kunsthalle Palazzo, Liestal Katalog
Regionale12, Stapflehus, Weil am Rhein
2010 Salon blanc, Kunstraum Riehen
composing lines, mitart gallery, Basel
open space- off space, Basel
Mitkurator Regionale11, M54, Basel
venti stelle, mitart gallery, Basel,
2009 Galerie art-étage, Biel, mit H.-R. Fitze
Kurator und Teilnehmer an und vonEditiondas Perückenregal,
eine Ausstellung in drei Zuständen, Basel
Panorama, Kunsthaus Muttenz, Regionale10
2008 vanishing point, mitart gallery, Basel Edition
Salon, M54, Basel
proud to be here, KPK, Liestal
Kurator Palazzo, Regionale9, Liestal
2007 Kunstkredit, Kunsthaus Baselland, Muttenz
Kunst kommt ins Haus, (mit Rahel Knöll),
an verschiedenen privaten Orten, Basel
2006 Kunstkredit, Kunsthaus Baselland, Muttenz
Regionale, M54
2005 Verein für Originalgrafik, Zürich Edition
Neue Heimat, Galerie Stefan Rasche, Münster
2004 fuori dal coro, Flashartmuseum, Trevi Perugia Katalog
Salon, Kunsthalle Palazzo, Liestal
push and go dog, ARK BaselEdition
Kurator Sehnsuchtsformeln, Regionale, M54
2003 overdrive, Sindelfingen und Tuttlingen Katalog
2002 Kunsthaus Muttenz, Regionale, Basel
2001 Galerie Stefan Rasche, Münster
Die Katakombe, (mit Rahel Knöll), Basel
Ausstellungsraum Klingental, Regionale, Basel
2000 Kunstpreis der UBS
ForuMeyrin, (mit Rahel Knöll), GenfEdition
1999 Galerie Stefan Rasche, Münster
Zeichnung, Kunsthalle Basel
1998 Galerie Stefan Rasche, Münster
1997 Galerie Fabian Walter, Basel
Sélection, Kunsthaus Muttenz
1996 Musée des Beaux- Arts, Mulhouse Edition
Galerie Stefan Rasche, Münster
Kunsthalle Palazzo, (mit Rahel Knöll), LiestalKatalog
Malerei, Kunsthalle BaselKatalog
Kunst 96, Zürich
1995 Studio ErAArte, Bologna
Kunst 95, Zürich
Presenze, PerugiaKatalog
Bürgersaal, RiehenEdition
1994 Zeichnung, Berowergut Riehen
Galerie Fabian Walter, BaselEdition
Kunst 94, Zürich
1992 Sortiment, Basel
Wohnsitz in Italien, pendelnd zwischen Perugia und Basel
1987 Aufenthalt in Montefalco, Umbrien
1984- 85 Istituto svizzero di Roma, Atelier der Pro Helvetia Edition
1985 Galerie Fina Bitterlin, Florenz Edition
Kaserne BaselEdition
1984 Galerie Nicole Gonet, Lausanne
Subjektives Museum, Basel, (Kurator Eric Hattan)Edition
Galerie Stampa, Basel
1983 Filiale, Basel Edition
1982 Basler Kunststipendium
Kunsthalle Basel, (Kurator J. C. Ammann)Katalog
Galerie N. I.,- Schweizer Avantgarde, Deen HaagKatalog
St. Galerie, St. Gallen, (Kurator J. F. Müller)
Art 13, Basel
Raum für aktuelle Schweizerkunst, Luzern,Edition
(Kurator Luigi Kurmann)
1981 Aufenthalt in New York
1981 Galerie Stampa, Basel
Apartment, Genf
B- 14, Stuttgart
Art 12, Basel
1980 Basler Kunststipendium
Art 11, Basel
Fri- Art, FribourgKatalog
1979 Galerie Stampa, Basel
Art 10, Basel
1977- 78 Cité internationale des Arts, Atelier der Stadt Basel
1977 Basler Kunststipendium
1976 Galerie Stampa, Basel Edition